Wien-Desaster

Pünktlich um 08:45 sind wir abmarschbereit für einen Ganztagesausflug ins jüdische Wien. Unser Schiff parkt weit außerhalb in Nussdorf. Heute marschieren die Regenbogenspinner rund um den Ring. Die Zahl der Sperrungen ist groß. Die Masse eigenartig mehr oder weniger Bekleideter noch viel größer. Ein dünnes Wesen im Tanga-Slip mit je zwei Klebebändern über dem Ort wo sich wohl die Brustwarzen befinden, glänzt sogar mit weißer eigenwilliger Nacktheit. Wenn sie’s gut findet. – Wir dagegen, gesittet gekleidet, durften noch nicht einmal in die Synagoge, weil zwischen Teheran und Tel Aviv Raketen hin- und herfliegen. Die Gefahr, die hier in Wien von einer Gruppe erklärter Israelfreunde ausgeht, scheint den Verantwortlichen wohl zu groß. Nun ja, alles muss ich nicht verstehen. Dafür hält ein überengagierter Guide einen überlangen Vortrag in einer enormen Wortfülle/Minute 😉. Danach heißt es aufs Mittagessen warten. Das jüdische, koschere Lokal lässt uns erst Punkt Zwölf an die Tische. Es gibt eine exzellente Vorspeisenauswahl, dem Schabbat angemessen mit dem berühmten „gefillten Fisch“. Der Hauptgang mit kaltem Wiener Schnitzel samt warmen Gemüse erweist sich als weniger überzeugend. Am schlimmsten, ja fast katastrophal für mich, ist der äußerst bequeme Stuhl, den mein Rücken dennoch als Kriegserklärung betrachtet. Ein Schmerz durchzuckt mich, ich schleiche zum WC im Tiefgeschoss (Treppen sind für Rückenschmerzen eher kontraproduktiv). Der Weg entspannt trotzdem ein bisschen aber jegliches Sitzen motiviert den erzürnten Rückenmuskel mächtig gewaltig. So warte ich stehend fast eine Stunde auf unsere Gruppe. Toll. Das ist nur das Vorspiel, denn jetzt startet eine Stadtwanderung allererster Kategorie. Hier ein Denkmal, dort ein paar Erinnerungssteine, dann der Platz an dem mal eine Synagoge stand, ein Anschlag stattfand oder berühmte Leute wohnten. Ich trapse Schritt für Schritt voran bis endlich, endlich, endlich unser Bus erreicht ist. Das Freud-Museum erspare ich mir und bleibe im Bus, bis wir irgendwann das langersehnte Schiff erreichen. Ich sinke aufs Bett und lasse meinen Rücken zucken. Desaster pur. Doch er beruhigt sich, so dass ich zum Dinner humpeln und viel später sogar in die Lounge zu ein wenig Rosé trapsen kann. Abends legen wir ab, sehen sogar noch die Burg von Bratislava bevor wir dem Ruf der Kabine folgen. Die Nacht beginnt schmerzhaft, mündet aber in einen erholsamen Schlaf. Danke!

Über die-laubes

Mehrere Jahrzehnte bei der Stadtverwaltung, Organisation, Presse, Medien und Internet und schließlich noch einige Zeit bei einer privatwirtschaftlich organisierten Marketinggesellschaft. Ich bin sehr gern Christ, liebe Jesus und bin leidenschaftlicher Privatier. Reisen mag ich, Gartenarbeit nicht oder anders ausgedrückt: "Wenn ich die Gartenarbeit am iPad erledigen könnte, hätte ich den schönsten Garten im Dorf."
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