Literarisches Haschisch

Ich muss aufpassen, dass ich nicht aus dem System falle. Ich höre mir neuerdings Vorträge an, die zwar viel Wahres über den deutschen Journalismus offenbaren aber politisch völlig inkorrekt sind. Sie zeigen auf, weshalb Meldungen immer mehr mit Meinungen verquickt, ja von ihnen sogar geprägt sind. Sie verdeutlichen mir, weshalb ich mich als Leser oft wie in eine enge Schulbank gedrückt fühle während vorne der Lehrer referiert, äh, natürlich der Redakteur mir die Welt erklärt. Die Trennung von Meldung und Meinung ist passé, die Oberlehrermentalität hat sie ersetzt. Doch jeder Zweifel an diesem Systemwandel würde mich flugs in die Rolle eines Kritikasters drängen, denn eines ist ein Dogma: die summarische Unfehlbarkeit der Medien. Also muss ich wohl oder übel entscheiden ob ich mich treiben lasse oder getrieben werde. Doofe Wahl. Ich sollte eine Reise buchen und das kleinkarierte weltretterisch-selbstüberschätzende Deutschland zurücklassen. Oder Blumen gießen, das bewährte Rezept von Georg Kreisler. Alternativ könnte ich über die Unendlichkeit, die Ewigkeit, die Größe Gottes nachsinnen und mich in tiefschürfende aber absolut sinnfreie Gedanken versenken, die alles andere verdrängen. Besser noch Trivialliteratur lesen, die Gedanken abschalten und sich von den emotionalen Wellen einer sich immer selbst reparierenden Romanwelt tragen lassen. Literarisches Haschisch sozusagen. Meine Güte, dass drei Kerzendurchgänge so eine Wirkung haben. Fatal.

Über die-laubes

Mehrere Jahrzehnte bei der Stadtverwaltung, Organisation, Presse, Medien und Internet und schließlich noch einige Zeit bei einer privatwirtschaftlich organisierten Marketinggesellschaft. Ich bin sehr gern Christ, liebe Jesus und bin leidenschaftlicher Privatier. Reisen mag ich, Gartenarbeit nicht oder anders ausgedrückt: "Wenn ich die Gartenarbeit am iPad erledigen könnte, hätte ich den schönsten Garten im Dorf."
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