Realitätsverzerrungen

Verwirrtheit im hohen Alter kann recht putzig wirken. Wie sich Realitäten, Phantasien und irrlichternde Gedankenfetzen in der Erinnerung zu neuen Inhalten mischen erreicht durchaus fantastische Dimensionen. Ich sitze bei der Friseurin, die mit meiner Mum parliert, unsichtbar und der Demenz sei Dank schnell vergessen „um die Ecke“ und lausche interessiert dem Dialog der beiden Damen. Die Vergangenheit wird dabei neu gemischt, Neueres unterwandert Älteres, die Erlebnisse streben auseinander um sich dann je nach Gusto zu einer völlig neuen Erinnerung zu vereinen. Schmunzelnd und schwer beeindruckt präsentiert sich die ganze Familiengeschichte im neuen Gewand. Wenn das bei der Geschichtsschreibung auch nur ansatzweise ähnlich sein sollte, können wir alle scheinbar historisch bezeugten Fakten vergessen. Hoffen wir, dass sie besser gesichert sind. Passend dazu wähle ich „Good Bye Lenin“ als Abendfilm und nehme Anteil an der familiär inszenierten Geschichtsverlängerung der DDR, gewürzt mit harten Brocken ehelicher Verletzungen, mit Mut und Angst angesichts drohender oder imaginärer Konsequenzen. Ergreifend und erschütternd.

Über die-laubes

Mehrere Jahrzehnte bei der Stadtverwaltung, Organisation, Presse, Medien und Internet und schließlich noch einige Zeit bei einer privatwirtschaftlich organisierten Marketinggesellschaft. Ich bin sehr gern Christ, liebe Jesus und bin leidenschaftlicher Privatier. Reisen mag ich, Gartenarbeit nicht oder anders ausgedrückt: "Wenn ich die Gartenarbeit am iPad erledigen könnte, hätte ich den schönsten Garten im Dorf."
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